Herbstmeister-Interview

SSG auf Aufstiegsspuren: „Hätten locker 30 bis 40 Tore mehr erzielen müssen“

Halvestorfs Übungsleiter spricht im Herbstmeister-Interview darüber, wie er die erfolgreiche Hinserie seiner Elf bewertet
91 Minuten lang wähnte sich die SSG Halvestorf im letzten Spiel der vergangenen Bezirksliga-Aufstiegsrunde im siebten Himmel – der Aufstieg in die Landesliga war zum Greifen nahe. Dann jedoch erzielte Niedersachsen Döhren im Parallelspiel die Führung und die „Piepenbusch-Kicker“ rutschten doch noch aus den Aufstiegsrangen heraus. Die Folge: Trainer Michael Jarzombek verließ den Verein. Gemeinsam mit Dennis Hoferichter, der sich bis dato die Leitung an der Linie mit Jarzombek teilte, übernahm Rik Balk den Posten des Übungsleiters. Eine Eingewöhnungsphase brauchte das Gespann allerdings nicht. Während einige Hameln-Pyrmonter Bezirksligisten in dieser Saison straucheln, brachte die SSG ihre PS von Beginn an auf den Rasen – und durfte nach elf Siegen aus 13 Partien die Herbstmeisterschaft bejubeln. Trainer Hoferichter spricht im Interview über die Gründe des Erfolgs, seine Spieler der Hinserie und welche Aspekte ihm trotz der „Pole-Position“ noch nicht gefallen.
Dennis, erst einmal Glückwunsch zur Herbstmeisterschaft. Das Rennen um den begehrten Landesliga-Aufstiegsplatz ist auch in diesem Jahr sehr eng. Nach Ende der Hinserie lagt Ihr mit Verfolger Neuhof zwar gleich auf, Ihr hattet allerdings das bessere Torverhältnis. Was sind Deiner Meinung nach die Gründe für den momentanen Erfolg?

Dennis Hoferichter: „Nachdem wir in der letzten Saison in der 91. Minute am Aufstieg gescheitert sind und daraufhin auch die Trennung vom damaligen Trainer Michael Jarzombek bekannt wurde, war erst einmal viel Aufbauarbeit zu leisten. Dazu muss man sagen, dass wir qualitativ nicht mehr so gut besetzt sind wie noch in der letzten Saison. Mit Akteuren wie Sebastian Latowski, Cezar Paraschiv & Co. haben wir einige Leistungsträger verloren. Trotzdem hat die Stimmung in der Mannschaft von Anfang an gepasst. Auch Rik (gemeint ist Trainerkollege Rik Balk, Anm. d. Red.) kam nach seinem Wechsel sofort gut an. Deshalb sind wir trotz einer schwierigen Vorbereitung mit vielen Ausfällen mit einer guten Verfassung in die Saison gestartet. Wir haben es dabei geschafft, die gute Laune beizubehalten. Dadurch sind meiner Meinung nach die Ergebnisse zustande gekommen. Man muss aber auch sagen, dass wir bis zum Spiel gegen Neuhof das Glück hatten, dass wir keine Verletzten hatten und somit immer mit dem Stammpersonal antreten konnten.“

Welcher Moment aus der Hinrunde war für Dich persönlich das größte Highlight?

„Es gab nicht wirklich das eine große Highlight in der Hinrunde. Wirklich positiv ist für mich einfach der Umstand, dass wir alle Derbys gewonnen haben.“
Im positiven oder negativen Sinn: Was war für Dich die größte Überraschung der bisherigen Spielzeit?
„Mich als Trainer hat es am meisten überrascht, wie viele Mannschaften in der Liga gegen uns sehr defensiv zu Werke gegangen sind, anstatt offensiv Fußball zu spielen. Selbst die Mannschaften, die ich als sehr spielstark eingeschätzt hätte, haben gegen uns oftmals den Bus hinten geparkt und fast nur auf Konter gelauert.“

Welche Akteure haben für Dich in der Hinrunde den Unterschied ausgemacht?

„Bei uns muss ich da ganz klar Josh Jürgens herausheben. Für mich ist er der beste Innenverteidiger in der gesamten Bezirksliga – und das mit 19 Jahren. Er bringt ein unglaubliches Gesamtpaket mit und hat meiner Meinung nach auch das Potenzial, um höher zu spielen. Sein Ausfall im Spiel gegen Neuhof hat uns definitiv hart getroffen. Aber auch Julian Maaß gehört dazu. Er ist einer unserer absoluten Leistungsträger und führt die Mannschaft. Nicht zu vergessen ist auch Niklas Williams auf der Sechs. Für mich ist er so etwas wie der Thiago der Bezirksliga: sehr spielstark, unterschätzt in den Zweikämpfen und mit sehr starkem Passspiel. Bei der Konkurrenz ist sicherlich Ambergaus Jan Laumann einer der Torgefährlichsten. Aber auch Bad Pyrmont Hagens Sechser Alen Kestic und Lamspringes Tizian März sind mir sehr positiv aufgefallen.“

In welchen Bereichen siehst Du für die Rückrunde noch Verbesserungspotenzial?

„Das Umschaltmodell in der Defensive gefällt mir noch nicht. Wir funktionieren nur gemeinsam als Team, dafür muss die Offensive mehr mit nach hinten arbeiten. Außerdem machen wir noch immer zu viele individuelle Fehler. Das hat sich im Vergleich zur letzten Saison zwar gebessert, trotzdem lassen wir noch immer viel zu viele Gegentore zu. Besonders ärgert mich aber, dass wir viel zu wenig Tore schießen. Ja, wir haben die beste Offensive der Liga, aber wie viele Hundertprozentige wir liegenlassen, ist wirklich unglaublich. Wir hätten locker 30 bis 40 Tore mehr erzielen müssen. Im Prinzip ist das wie bei Deutschland. Wir sind eine extrem balldominante Mannschaft, arbeiten fast nur nach vorne und erspielen uns sehr viele Möglichkeiten. Wir nutzen aber zu wenige dieser Gelegenheiten und dann kommt der Gegner und macht mit nur ein oder zwei Aktionen das Tor – so wie gegen Japan oder Spanien.“

Was stimmt Dich optimistisch, dass Ihr auch am Ende der Rückrunde ganz oben stehen werdet?

„Ich muss an dieser Stelle erst einmal sagen, dass ich absolut unzufrieden damit bin, dass wir in dieser Saison schon neun Punkte abgegeben haben. Mit dem 0:2 in Ambergau kann ich noch leben, nicht aber mit den anderen beiden Niederlagen. Gegen Neuhof waren wir besser und das 2:3 gegen Holenberg war völlig inakzeptabel. Deshalb ist der positivste Aspekt für mich im Moment, dass wir in der Rückrunde noch viele Heimspiele vor uns haben. Von den zehn ausstehenden Partien spielen wir noch sieben Mal zuhause, abgesehen von dem Spiel gegen Neuhof sind wir am Piepenbusch zudem noch immer ungeschlagen. Wir gehen allerdings mit einem sehr dünnen Kader in die Rückrunde und haben Bad Pyrmont Hagen und Neuhof noch auswärts vor der Brust. Von daher kann man zum jetzigen Zeitpunkt natürlich noch mit nichts planen.“

Quelle: AWESA