Wahnsinn, was sie vom Bosporus an Land gezogen haben: einen ehemaligen Erstligaspieler und U21-Nationalspieler, der nach vier Jahren bei Fenerbahce Istanbul sowie einer Leihe an Caykur Rizespor zurück nach Deutschland gekehrt ist. Murat Saglam wechselt zur SSG Halvestorf. Aus der ersten türkischen Liga – der Süper Lig – in die Bezirksliga. Der gebürtige Hamelner griff nach seiner Jugendausbildung beim VfL Wolfsburg sowie zwei Spielzeiten in der Wolfsburger U23 nach den großen Fußballsternen, spielte sogar gegen Real Madrid. Doch wurde der Traum von der Karriere auf der internationalen Bühne leider nie richtig wahr. Statt Entwicklung und Einsatzzeiten hieß es für Saglam in den meisten Fällen: auf die Bank setzen.

„Ein Ex-Profi von einem der größten türkischen Vereine Fenerbahce Istanbul, wo leider für ihn der Durchbruch nicht so geklappt hat, wie er sich das vorgestellt hat“, weiß Saglams neuer Trainer, Dennis Hoferichter. Wie der große türkische Traditionsverein, für den schon Weltstars aufgelaufen sind, auf den Hamelner aufmerksam wurde, sagt bereits vieles aus: U21-Länderspiele für die Türkei und überragende Leistungen im Dress des VfL Wolfsburg. Im Sommer 2019 kam die Vertragsunterschrift bei „Fener“. Innerhalb kürzester Zeit hatte Saglam über 80.000 Follower auf Instagram.

       
       Murat Saglam beim VfL Wolfsburg (Quelle: www.vfl-wolfsburg.de)

„Jetzt fragt man sich wie der Junge zu uns kam“, stellt Hoferichter die Frage aller Fragen – und beantwortet sie sogleich: „Erstens lebt die Familie in Hameln und zweitens ist Rodi Celik einer seine besten Freunde. Sie haben früher schon zusammengespielt. Rodi hat sich bei meinem Trainerkollegen Rik Balk und mir gemeldet. Er hat uns gesagt, dass wir uns Murat mal im Training anschauen sollen. Das taten wir und waren erst einmal geschockt über seinen Zustand. Wir suchten das Gespräch mit Murat und er erklärte uns seine Zeit in Istanbul. Da war uns schnell klar: Der Junge braucht dringend wieder den Ball am Fuß und viel Selbstvertrauen!“

Mit Beginn der Vorbereitung habe Saglam voll mitgezogen. „Er hat dreimal die Woche Vollgas gegeben und noch zusätzliche individuelle Einheiten absolviert. Über so eine Einstellung freut sich jeder Trainer“, so Hoferichter, der sich von Saglams Qualitäten aus nächster Nähe ein Bild machen durfte: „Dass so ein hoch talentierter Spieler höhere Angebote bekommt, ist uns auch klar. Man muss auch in dieser Hinsicht klar sagen, für die Bezirksliga ist er völlig überqualifiziert. Seine Stärken konnten wir bisher in seiner Spielführung sehen. Er versucht immer wieder den Takt im Mittelfeld zu geben, dazu kommen seine starke Zweikampfführung und die Routine am Ball.“

Das einzige Problem: Saglam ist noch nicht spielberechtigt. Das Stichwort lautet „Reamateurisierung“, sprich die rechtliche Rückkehr vom Profi zum Amateur. „Wir warten auf die Spielberechtigung vom NFV. Mit involviert waren sogar in diesem Fall der DFB und der türkische Verband. Nichtdestotrotz freuen wir uns als Mannschaft, dass wir so einen tollen Fußballer in der Rückrunde präsentieren dürfen, der uns nochmal einen kleinen Schub für die Mission Meisterschaft geben kann“, erklärt Hoferichter die verzwickte Lage.

 Quelle: AWESA